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Warum sich Analytics an Ethik orientieren muss

Philosophie und Analytics müssen Hand in Hand gehen. Erfahren Sie von Professor Yuval Noah Harari, warum und wie.

Menschen   |   Alteryx   |   15. März 2022

Auf der diesjährigen Alter.Next 2022 sprach Historiker, Philosoph und Bestsellerautor Professor Yuval Noah Harari über die Einbindung von Ethik in Daten und Analysen. Wir haben einige der wichtigsten Aspekte aus seiner Session für Sie zusammengetragen.

Professor Harari ist Experte dafür, wie Technologie unser Leben beeinflussen kann. Für seine fundierten und zuweilen provokanten Denkansätze erhielt er unzählige Auszeichnungen. Seine Werke werden von den führenden Köpfen der Technologiebranche, von Bill Gates bis Mark Zuckerberg, sowie von führenden Politikern wie Barack Obama empfohlen.

AYX: Sie sagten, wenn Menschen die Kontrolle über Daten haben, dann können sie einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesellschaft haben. Außerdem betrachten Sie Programmierer und IT-Ingenieure als Philosophen unserer zukünftigen Gesellschaft. Können Sie erläutern, was Sie damit meinen?

Professor Harari: Denken Sie an das selbstfahrende Auto. Nehmen wir an, ein Kind läuft vor ein selbstfahrendes Auto. Und der einzige Weg, um zu verhindern, dass das Kind überfahren wird, ist auszuweichen und eine alte Dame zu überfahren oder das Risiko einzugehen, dass der Besitzer des Wagens, der auf dem Rücksitz schläft, getötet wird – was soll das Fahrzeug tun?

Um ein selbstfahrendes Auto auf die Straße zu bringen, müssen Programmierer Entscheidungen treffen. Sie müssen den Algorithmus programmieren. Das Erstaunliche ist, dass in 99 % der Fälle die Algorithmen das tun, was Programmierer entscheiden. Die Verantwortung von Programmierern ist also viel, viel größer.

AYX: Welche Gefahren bergen Daten und Analysen? Was können Daten und Analysen anrichten, selbst wenn wir gute Absichten haben?

Professor Harari: Potenziell können digitale Diktaturen entstehen – eine neue Art von Regime in der Geschichte der Menschheit, das in der Lage ist, den Menschen rund um die Uhr zu überwachen, die so erfassten Daten zu analysieren und auf dieser Grundlage eine Art totalitäre Gesellschaft zu schaffen, in der man keinerlei Privatsphäre mehr hat, nicht einmal im eigenen Kopf, weil das System weiß, was man denkt und fühlt.

Eine weitere, sehr große Gefahr ist der Datenkolonialismus. Um ein Land zu erobern, muss man keine Soldaten schicken. Man muss nur die Daten beseitigen. Stellen Sie sich vor, die Daten eines großen Teils der Welt werden gesammelt und an ein imperiales Machtzentrum gesendet. Dort werden sie dann für die Entwicklung von ausgeklügelten Technologien, KI, Algorithmen und intelligenten Maschinen verwendet, die dann wiederum an die Kolonien zurückverkauft werden.

Diese Situation entwickelt sich derzeit tatsächlich sehr schnell und das Potenzial ist ziemlich beängstigend – aber nicht unvermeidlich. Alles hängt von den Entscheidungen ab, die Menschen, Ingenieure, Techniker und Unternehmer treffen.

AYX: Mit Blick in die Zukunft: Wird die Menschheit mit Technologie scheitern?

Professor Harari: Keine Technologie zwingt uns, sie auf nur eine bestimmte Art zu nutzen. Man kann mit einem Messer einen Menschen umbringen, Salat schneiden oder ein Leben retten. Das Messer zwingt einen nicht, dieses oder jenes zu tun.

Das Gleiche gilt für Technologie. Mit KI, Big Data und Überwachung können die furchtbarsten totalitären Gesellschaften der Geschichte oder prosperierende Gesellschaften mit höchstem Maß an Gleichberechtigung geschaffen werden. Es kommt auf uns an. Wir haben Einfluss. Wir können entscheiden, welche Art von Tools wir erschaffen.

Die große Frage ist dann: Was machen wir mit dieser Art von Macht?

AYX: Gibt es in einer Welt ständiger Veränderungen eine Möglichkeit, dass wir neue Dinge leichter erlernen?

Professor Harari: Als Einzelne können wir nur begrenzt wirklich etwas verändern. Wenn wir uns aber mit vielen anderen Menschen zusammentun, sind enorme Veränderungen möglich. Sehr häufig sind wir ja schon rein zum Überleben auf Fremde angewiesen. Wir müssen nicht alles selbst tun können.

Ich denke, eine der wichtigsten Fähigkeiten besteht darin, sich selbst besser kennenzulernen, wer man wirklich ist, was im eigenen Geist und Körper wirklich passiert. Das ist der Schlüssel, damit wir uns im Laufe des Lebens immer wieder verändern und vor immer aggressiveren Beeinflussungen schützen können.

Möchten Sie die Alter.Next 2022 noch einmal erleben?

Dann sehen Sie sich die On-Demand-Aufzeichnung an.

 

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